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von Anna Danger
Die 13. Klassen des Wirtschaftsgymnasiums haben im November die Woyzek-Vorführung im Schauspielhaus besucht. Das Drama von Georg Büchner gehört in Hamburg zu den Themen im Deutschunterricht für das Abitur 2024. Schülerin Alyha berichtet hier von ihren Eindrücken der Theatervorführung...
Von Alyha Zahrndt
Drama, Drama, Drama hieß es für uns dieses Mal nicht, wie üblich im Deutschunterricht, sondern im Deutschen SchauSpielHaus in Hamburg. In dem renommierten Theater feierte das Dramenfragment „Woyzeck“ von dem deutschen Schriftsteller Georg Büchner, im Oktober 2022 in einer modernisierten Neuinszenierung von Lucia Bihler Premiere. Der Titel beschäftigt sich mit dem Leben eines jungen Soldaten, Franz Woyzeck. Woyzeck hat als armer Mann in einer Klassengesellschaft mit einer Vielzahl an psychischen Erkrankungen zu kämpfen und ermordet letztlich die Mutter seines unehelichen Kindes.
Bevor wir aber für die Vorstellung in dem beeindruckenden Saal Platz nahmen, durften wir einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen. Anderthalb Stunden vor dem Öffnen der Vorhänge haben wir eine Kostprobe bekommen, wie es ist, einem Text visuell Emotionen und Wirkung zu verleihen.
Wir erhielten dann die Aufgabe, uns in zugewiesene Charaktere hineinzuversetzen und angesichts ihrer Rollen zu handeln und zu sprechen. Anhand kleiner Textabschnitte sollten wir den Charakter in verschiedenen Situationen und Gefühlslagen in uns zum Leben erwecken. Und das ist nicht so einfach, wie es bei den Darstellern immer aussieht.
Obwohl wir das Drama im Unterricht auf seine Wirkung und Haltung der Figuren genau unter die Lupe genommen hatte, fiel es uns dennoch nicht leicht, das dann auch vom äußerlichen Eindruck her wiederzugeben. Die Schwierigkeit liegt darin, die eigenen Gefühle für den Moment zu vergessen und sich an ganz andere Gewohnheiten zu halten, die deiner Person nicht entsprechen, sondern der Figur, die du für den Zeitpunkt bist. Das bedeutet für die Darsteller in dem Stück „Woyzeck“, dass sie sich in einen Charakter hineinversetzten müssen, der vor fast zwei Jahrhunderten zum Leben erweckt wurde und unter ganz anderen Lebens- und Sozialverhältnissen agierte.
Die Einführung war ein humorvoller und interessanter Einstieg in das Theaterstück, nahm uns aber in keiner Weise vorweg, was wir im Anschluss im Theater erleben würden, sondern schärfte vielmehr unseren Blick auf die Ausdrucksweisen der Darsteller.
Für das Theaterstück vermittelte uns der Trailer bereits erste Eindrücke und machte uns kritisch aufmerksam auf das ausgefallen gewählte Farbkonzept. Das verursachte im ersten Moment überwiegend negative Reaktionen, so war die Frage, was uns erwarten würde, umso größer. Im Mittelpunkt der Theaterdarstellung steht Woyzecks Mord an seiner Geliebten, der, anders als in Büchners Fassung, zu Beginn stattfindet und dabei die Thematik verfolgt, was genau die Wut und Verzweiflung, die sich im Laufe des Stückes intensiviert, in Woyzeck auslöst.
Wie erwartet, zogen die grellen und gewagten Kostüme und Bühnenbilder die Augen magnetisch an, dennoch bleibt es fragwürdig, ob exakt diese Wahl, der angesprochenen Kritik ihre Ernsthaftigkeit nimmt und die Modernisierung in dem Fall angemessen ist. Trotzdem schafft es die Inszenierung, die Kritik auf den Punkt zu bringen und sogar Woyzecks psychischen Erkrankungen einen eigenen Charakter zu geben. Damit gelingt es Lucia Bihler, die Kritik aus einem Drama von 1879 auf die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse zu beziehen, da wir uns anderthalb Jahrhunderte später auf einer ganz anderen Ebene befinden und uns doch noch immer mit den angesprochenen Problemen herumschlagen.
Das kontroverse Theaterstück vermittelt eine eindeutige Botschaft, dass es jetzt an der Zeit ist etwas zu verändern und um so länger wir warten, desto tiefer stecken wir in einem Kreislauf fest, der für unsere Lebensenergie wie Gift sein kann. Wie Woyzeck sagen würde: „`s Zeit Marie“.
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