Die Klasse JM642 auf Exkursion im Hamburger Rathaus
Demokratie erleben

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Die Klasse JM642 auf Exkursion im Hamburger Rathaus

Schülerinnen und Schüler vor dem Rathaus

„Was macht Deutschland aus? Zum politischen System und den Werten unserer freien Gesellschaft“ – so lautet der etwas sperrige Titel einer Veranstaltung, die die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg für Klassen mit jugendlichen Migrantinnen und Migranten anbietet. Die JM642 hat dieses Angebot am 19. Juni 2018 wahrgenommen.

Die Veranstaltung begann in der Landeszentrale in der Dammtorstraße. Referent Richter a.D. Günter Stello hat es verstanden, uns nach einem kurzen Abriss der jüngsten deutschen Geschichte seit 1933 die Bedeutung und die Unverzichtbarkeit der grundgesetzlichen Wertenormen Menschenwürde, Freiheit und Gleichberechtigung darzustellen und zu erklären. Auch gelang es ihm, den zunächst sehr abstrakten Gedanken der Gewaltenteilung anschaulich zu machen. Der Vorrang der Gesetze und die Rolle der Polizei in einem Rechtsstaat wurden ebenso verdeutlicht wie die Unabhängigkeit der Justiz. Besonders die Schülerinnen und Schüler, die vor Krieg und Unterdrückung aus ihren Heimatländern fliehen mussten, zogen Parallelen zu ihren eigenen Erfahrungen: „Bei uns mussten wir Angst vor der Polizei haben.“ – „Ich finde es gut, dass man zum Gericht gehen kann, wenn man mit einer Entscheidung der Ausländerbehörde nicht einverstanden ist.“

„Anfassbar“ wurde der Gedanke der Gewaltenteilung beim anschließenden Rundgang durch das Hamburger Rathaus: Legislative und Exekutive sind zwar in einem Gebäude untergebracht, aber sie haben zwei unterschiedliche Treppenaufgänge. Außerdem wies Herr Stello nachdrücklich darauf hin, dass die Unabhängigkeit der Justiz auch dadurch deutlich wird, dass die Gerichte nicht im Hamburger Rathaus beheimatet sind.

Wir starteten im Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft, den wir über das Bürgerschaftstreppenhaus erreichten, und stellten uns vor, wie es wohl sein mag, am Redner*innen-Pult zu stehen und vor 120 Abgeordneten zu sprechen. Im Bürgermeistersaal mit Büsten Hamburger Bürgermeister des 19. Jahrhunderts bekamen Straßen und U-Bahn-Haltestellen wie Mönckebergstraße, Hallerstraße oder Kellinghusenstraße plötzlich ein Gesicht. Im Phönixsaal kehrte die Erinnerung an den morgendlichen Vortrag zurück, als wir den Zünder der Bombe sahen, die im Zweiten Weltkrieg über dem Rathausmarkt abgeworfen wurde. Unser Besuch endete im Großen Festsaal des Rathauses mit Gemälden zur Geschichte Hamburgs von der Urlandschaft des Elbtals bis zum modernen Hamburger Hafen. Die Klasse war beeindruckt von der Pracht und Größe dieses Raumes und äußerte den Wunsch, „auch mal zu einer Veranstaltung im Festsaal eingeladen zu werden“. Wir verließen das Rathaus über das Senatstreppenhaus und dankten unserem Referenten Herrn Stello für den spannenden Vormittag.

"Stolpersteine"

Zum Abschluss haben wir noch die vor dem Rathaus-Eingang verlegten „Stolpersteine“ angeschaut, gelesen und uns gegenseitig erklärt. Sie sollen an die Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft erinnern, die während der nationalsozialistischen Diktatur verhaftet, gefoltert, deportiert und ermordet wurden. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt von dieser Erinnerungskultur: „Wenn bei uns der Krieg und die Diktatur endlich zu Ende sind, dann müssen wir viele solcher Steine verlegen.“

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